Mackie Messer - Brechts Dreigroschenfilm

Mackie Messer - Brechts Dreigroschenfilm ist ein deutsch-belgischer Spielfilm von Joachim A. Lang aus dem Jahr 2018 mit Lars Eidinger als Bertolt Brecht, Tobias Moretti als Macheath / Mackie Messer, Hannah Herzsprung als Polly / Carola Neher und Robert Stadlober als Kurt Weill.

Fakten zum Film

Filmdaten

Kinostart:
Originaltitel: Mackie Messer - Brechts Dreigroschenfilm
Genre: Drama
Produktion: Deutschland
Jahr: 2018
Länge: 135 Minuten
Verleih: Wild Bunch Germany
FSK: 6

Besetzung und Crew

Regie:
Stars: , ,
Drehbuch: Joachim A. Lang
Kamera: David Slama
Schnitt: Alexander Dittner

Inhaltsangabe

Hier findest Du die Zusammenfassung der Handlung für den Film Mackie Messer - Brechts Dreigroschenfilm. Achtung, Spoilerwarnung: bitte die Inhaltsbeschreibung nicht weiterlesen, falls Du das Ende des Films nicht erfahren möchtest!

Der Film beginnt mit einem ersten Satzzitat aus dem Werk Bertolt Brechts, dem noch etliche weitere Zitate folgen:

Aufgrund des großen Erfolges der im August 1928 in Berlin uraufgeführten Dreigroschenoper von Bertolt Brecht mit der Musik von Kurt Weill soll der Stoff verfilmt werden. Brechts Werk ist wider Erwarten zum erfolgreichsten Theaterstück der 1920er Jahre geworden. Das verblüffte Publikum tobt, begeistert vom Anspielungsreichtum des Stücks, seiner überbordenden Musikalität und vor allem den Frechheiten, die sich der Regisseur über damalige Konventionen hinweg herausnimmt.

Gemeinsam mit seinem engsten Kreis feiert Brecht den Erfolg. Dazu gehören - neben seiner Frau Helene Weigel - Kurt Weill und Elisabeth Hauptmann, Weills Ehefrau Lotte und die gefeierte Schauspielerin Carola Neher. Die Presse interessiert sich für die Entstehungsgeschichte der Oper und fragt nach Hauptmanns Anteil an ihr, denn sie hatte unter anderem durch ihre kenntnisreiche Übersetzung - der The Beggar's Opera von John Gay und Johann Christoph Pepusch aus dem Englischen - Brechts "Dreigroschenoper" erst ermöglicht. Noch bevor das Stück zum Welterfolg wird, fragt die Presse zudem Brecht herausfordernd, warum er es nicht auf die Leinwand bringe. Obwohl er grundsätzlich das Kino liebt, antwortet er schneidend:

Ein Angebot des Produzenten Seymour Nebenzahl, die Oper zu verfilmen, kommt nicht überraschend. Brecht beabsichtigt aber keineswegs, sein Stück eins zu eins für die Kinoleinwand adaptieren zu lassen. Seine Vorstellungen, wie der Stoff als Film aussehen könnte, weichen stark von denen Nebenzahls ab. Der Filmproduzent strebt an, größtmöglichen Profit ohne Risiko aus der Produktion zu schlagen. Er will den Filmkonsumenten dabei nur das geben, was sie ohnehin gewohnt sind. Brechts Absicht ist dagegen, explizit mit Zuschauergewohnheiten zu brechen. Er will keine Abbildung der Realität, sondern den Blick dahinter und formuliert dies so:

Vor dem geistigen Auge des Produzenten lässt Brecht eine überraschende Filmidee vorüberziehen, die den Kampf des Londoner Gangsterbosses Macheath mit dem Kopf der Bettelmafia, Peachum, so anschaulich entspinnt, dass dieser fiktive Film für beide tatsächlich in bewegten Bildern zu sehen ist:

Der Gangster, der auch unter dem Namen "Mackie Messer" gefürchtet ist, verliebt sich Hals über Kopf in Peachums minderjährige Tochter Polly. Dieser ist entsetzt, als er erfährt, dass seine Tochter diese Liebe erwidert. Verschärfend kommt hinzu, dass er enorm viel Geld in die Ausstattung seiner Tochter investiert hat und erwartet, dass sie einmal eine gute Partie macht und damit sein Auskommen im Alter sichert. Als Brecht in der Verfilmung alle Register seines Epischen Theaters ziehen will, erschrickt der Filmproduzent, da er zum einen die Filmzensur und zum anderen die enormen Produktionskosten für die Ausstattung der ausufernden Story fürchtet. Sein Plan zu einer Filmverwirklichung sieht angeblich die "angesehensten Schauspieler" vor und einen der "größten Regisseure seiner Zunft" - der die Dreigroschenoper allerdings "rein optisch" und "wie ein Märchen" sieht. Brecht jedoch hält so etwas für unfortschrittlich und "Schund", der lediglich den bisherigen "verblödeten Zuschauergeschmack" bediene. Er will die "Vorgänge hinter den Vorgängen" zeigen und so Gesellschaftskritik üben. Er will auch die Brutalität der SA und des "Anstreichers" Adolf Hitler entlarven. Er beabsichtigt, von den sechs Millionen Arbeitslosen zu berichten, die der rücksichtslose Kapitalismus zu verantworten hat. Die Weltwirtschaftskrise hat diese Massenarbeitslosigkeit zur Folge und immer mehr Menschen sind von Verelendung bedroht. Für diese Menschen will Brecht nicht Schund, sondern Kunst machen, die ihnen hilft. Für ihn muss daher ein "Attentat auf die bürgerliche Ideologie" auf der Leinwand erfolgen. Die im Aufstreben begriffene Filmindustrie ist für ihn noch ohne künstlerischen Anspruch und steht für Kleingeistigkeit. Die Räuberführer in seiner Dreigroschenverfilmung sollen so bürgerlich sein wie die Bürger - die sie berauben, haben gefüllte Sparbücher, kopieren großbürgerlichen Stil und ihre Spießigkeit. Bürger und Ganoven werden ununterscheidbar. Es gilt allgemein das Motto:

Brecht führt Nebenzahl durch schillernde Szenarien seiner Filmphantasien: Den Macheath seines Films stellt er sich als ambitionierten Geschäftsmann vor, der allgemeinen Legalitätsanschein erwecken will und von großbürgerlichem Wohlstand und Ansehen träumt. Macheath entdeckt aber auf der Straße Polly, die mit ihrer Mutter durch die Stadt flaniert. Ihm springt sofort Pollys wohlgeformtes Hinterteil ins Auge. Noch bevor er das erste Wort mit ihr gesprochen hat, beschließt er, diese Frau zu ehelichen. Er flirtet mit ihr im Beisein ihrer Mutter, lädt beide zum Tanz ein und bringt Polly dazu, mit ihm zu gehen. Sie kennen einander nur vier Stunden, da sind sie schon vermählt. Eine Ganoven-Hochzeit wird gefeiert, in der großbürgerliche Vermählungspraxis von diesen zu kopieren versucht wird. Anwesend ist die ebenso brutale wie sittenlose Bande des Bräutigams wie auch seine "Freunde" aus der etablierten Gesellschaft. Der Produzent empfindet Brechts Äußerungen dazu als zynisch und die Handlung als vulgär. Er will den klingenden Namen der "Dreigroschenoper" einfach nur in wirtschaftlichen Erfolg umsetzen. Zwar versucht ihn Brecht zu beschwichtigen, aber die Ideen, die der Produzent als anstößig empfindet, sprudeln weiterhin aus ihm heraus. Sein Dilemma ist dabei: Er weiß im Grunde, dass er nicht von seiner Vision, einer politisch und ästhetisch radikalen Filmversion, abweichen will. So fährt er sich in seinen "Verhandlungen" mit der Filmfirma fest, denn seine Vorstellungen will Nebenzahl in dem Film, für dessen Rechte er bezahlt hat, keinesfalls realisieren. Der Produzent droht schließlich an, die "Dreigroschenoper" auch ohne Brechts Mitwirkung zu drehen. Obwohl Brecht weiß, dass die Produktionsfirma sich nicht darauf einlassen wird, will er weiterhin eine gänzlich neue Art von Kino machen. Seine Vision von einem Dreigroschenfilm ist provokant, radikal, kompromisslos, politisch und pointiert.

So kommt es nicht nur zum Showdown in der erzählten Filmfiktion Brechts , sondern auch in der Filmrealität der Grundhandlung. In der Folge verklagt Brecht die Produktionsfirma im Dreigroschenprozess und kämpft um seine künstlerische Freiheit - in einem Prozess, dessen Ausgang er bereits voraussagt, aber bewusst in Kauf nimmt. Herausfordernd sucht er die öffentliche Auseinandersetzung. Vor Gericht zieht er nur, um zu beweisen, dass die Profitgier der Produzenten am Ende siegt. Sein Kommentar dazu lautet:

Er startet auch hierbei eine Inszenierung der ganz besonderen Art: Richter, Anwälte, Journalisten und alle Beteiligten sollen die Mitwirkenden eines Lehrstückes werden. Er nennt den von ihm angestrengten Prozess ein "soziologisches Experiment".

Mit dem sich ankündigenden Faschismus, dessen Menschenverachtung bereits in der bedrohten Republik Wirkung entfaltet, stellen sich nicht nur die Filmfirma, mit der er bereits zerstritten ist, sondern auch die Filmindustrie und die Kinobetreiber gegen ihn. Sie behaupten, der Stoff sei grundsätzlich sittenwidrig und somit "undeutsch". "Auf Brecht und Weill gehört ein grober Keil" wird vom rechten Spektrum der Politik skandiert. Er lässt sich aber nicht einschüchtern. In einem Statement lässt er keine Einschränkung zu:

Die Grundhandlung des Filmes wird immer mehr zu einem Spiel mit der Wirklichkeit und den Fiktionen Brechts. Am Ende wird versucht, den Konflikt der Dreigroschenoper auf die Gegenwart zu übertragen.

Kritik

Unsere Beurteilung, das sagt die Cinehits.de-Redaktion zum Film "Mackie Messer - Brechts Dreigroschenfilm": 3,1 von 5 Punkten - der Film ist in Ordnung und besser als der Durchschnitt. Es fehlt nicht viel, um ein guter Film zu sein.

Die Inhaltsangabe zum Film basiert auf dem Artikel Mackie Messer - Brechts Dreigroschenfilm aus der freien Enzyklopädie Wikipedia. Er steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. Liste der Autoren.
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